Herzlich Willkommen auf der Homepage der Abteilung Kyudo des Turnerbund 1888 Erlangen e.V.

Als Abteilung des Erlanger Turnerbundes möchten wir ihnen auf den folgenden Seiten oder vielleicht sogar persönlich im Training die japanische Budo-Kunst Kyudo vorstellen und etwas näher bringen.

Der Blick wird fest auf das Ziel gerichtet. Der Schütze hebt langsam den Bambusbogen über den Kopf, ohne das Ziel aus den Augen zu lassen. Kraftvoll zieht er seinen Bogen nach Jahrhunderte alter Tradition auseinander, bis die Spannung fast nicht mehr größer werden kann. Alles im Schützen scheint auf diesen Moment der größten Spannung ausgerichtet zu sein. Dennoch erscheint er vollkommen gelassen und konzentriert in sich zu ruhen. Urplötzlich wird der Pfeil ohne ersichtliche Bewegung abgeschossen und trifft das Ziel mit ohrenbetäubender Durchschlagskraft.

Unser japanischer Großmeister, Professor Genshiro Inagaki, 9. Dan und Oberhaupt der Heki Ryu Insai Ha, fasste dieses Erlebnis pragmatisch folgendermaßen zusammen: „Den Blick fest auf das Ziel richten, die Technik beherrschen, die Spannung des ausgezogenen Bogens steigern. Der Schuss trifft das Ziel.“
Kyudo geht jedoch weit über das reine Anwenden der aufeinander aufbauenden technischen Schritte hinaus. Das stetige Wiederholen der immer gleichen Bewegungen führt dazu, dass irgendwann nicht mehr auf diese Bewegungen geachtet werden muss, sondern dass sich die Aufmerksamkeit einer anderen Wahrnehmung öffnen kann.

Wenn der rationale, analytische Geist in Ruhe ist und Intuition die Wahrnehmung übernimmt, kommt der fortgeschrittene Schütze in eine äußerst kraftvolle Erlebnisebene. Und das alles durch das Schießen mit einem ca. 2,20 m langen Bambusbogen, dessen Griff im unteren Drittel zu finden ist und der keinerlei Zielhilfe aufweist? Wie das Ziel trotzdem getroffen werden kann? Der Bogen muss im Moment des Abschusses aus der Flugbahn des Pfeiles gedrückt werden. Und zwar genau in dem Moment, in dem die Sehne, die in der Daumenkerbe des ledernen Zughandschuhs liegt, ausgelöst wird. Das ist Millimeterarbeit im Bereich von hundertstel Sekunden! Lässt man sich an dieser entscheidenden Stelle von seiner Umwelt oder durch Gedanken und Wünsche ablenken, trifft der Schuss das Ziel nicht. Dieser sportlich-dynamische und körperlich-technische Aspekt ist ein wesentliches Merkmal. Der andere Aspekt ist die Ausbildung von Beharrlichkeit, Selbstdisziplin, Achtsamkeit, Gelassenheit und Konzentration. Kyudo vereint diese beiden Aspekte. Denn nur dann kann der Schütze so konzentriert in seiner Mitte ruhen, dass durch Fixierungen auf technische Abläufe, Störungen aus dem Umfeld oder Ablenkungen durch unbedingtes Treffen wollen, eben keine Störungen körperlichen und geistigen Handelns auftreten und der Schuss trifft.

Über einige hundert Jahre hat Kyudo als idealer Ausdruck der japanischen Kultur gegolten. Durch die Geschichte hindurch hat keine andere Kultur das Schießen mit einem Bogen so eng mit der Ausbildung des Geistes verbunden. Bisher hatten nur wenige "Westler“ die Gelegenheit Kyudo tiefgründig zu erlernen. Und noch weniger hatten die Möglichkeit, dieses Wissen durch japanische Meister vermittelt zu bekommen. Kyudo beginnt mit dem Meistern der Technik, hört aber damit nicht auf.

Die beiden Übungsleiter, Barbara Lemke (5. Dan; nicht mehr aktiv) und Kay Radtke (3. Dan), hatten die Möglichkeit in Tokio bei Prof. Genshiro Inagaki zu lernen. Stefan Brendel (5. Dan) bildet sich regelmäßig bei Lehrgängen im In- und Ausland weiter.

Zwei Übungsleiter, einer davon mit pädagogischer Berufsausbildung, führen durch die verschiedenen Stufen, die zum korrekten Kyudo führen. Die Abteilung wird von Abteilungsleiterin Daniela Tretter gemanaged.
Kyudo wird von allen Geschlechts- und Altersgruppen problemlos ausgeübt, da die Bogenstärke an die Möglichkeiten der Schützen angepasst ist. Durch nachhaltigen Aufbau und Stärkung der Nacken- und Rückenmuskulatur wird sich die Stärke des Bogens im Laufe der Zeit erhöhen.

Neben der ruhigen Schönheit der Bewegung und dem Abstand vom alltäglichen Stress kommt beim konzentrierten Training natürlich auch der Spaß nicht zu kurz. Daher werden in lockeren Abständen so genannte Zielspiele veranstaltet.

(Autor: Kay Radtke)

Kommen sie doch einfach mal vorbei!

Haben Sie Interesse, Kyudo zu erlernen? Am jeweils zweiten Donnerstag zu Quartalsbeginn (Januar, April, Juli, Oktober) können Sie einen Schnupperkurs starten. Dieser geht über 4 Donnerstage, kostet einmalig 50,- EUR und Sie erhalten ein Manuskript ausgehändigt sowie die intensive Betreuung durch einen unserer Übungsleiter.
Wir empfehlen allen Interessenten, vor der Anmeldung zu einem Schnupperkurs unser normales Training (am Donnerstag) zu besuchen, um sich eine Vorstellung davon zu verschaffen, wie Kyudo abläuft. Dies ist jederzeit möglich, wir bitten um vorherige Anmeldung.
Bitte beachten Sie, dass das Training zu Beginn nicht mit einem Bogen, sondern mindestens für die ersten vier Termine mit einem sogenannten Gomu-Yumi, einer Gummi-Zwille, stattfindet. Dabei kann der korrekte Bewegungsablauf schrittweise erlernet werden. Danach wird zeitnah der Abschuß mit dem Bogen auf ein nahes Ziel (Makiwara) bis zum eigentlich Abschuß geübt, um mit dem Kyudo-Bogen in Kontakt zu kommen. Bis zum Abschießen des ersten Pfeils auf ein entferntes Ziel (Mato) vergehen daher einige Trainigseinheiten.
Wenn sie nach den vier Wochen Kyudo weiterüben wollen, freuen wir uns über Ihre Mitgliedschaft im Turnerbund. Für eine stetige Weiterentwicklung ist es notwendig, regelmäßig die Donnerstagstrainings zu besuchen.

Nach vorheriger Anmeldung ist es natürlich jederzeit möglich, uns beim regulären Training zu besuchen. Sie finden uns jeden Donnerstag (Feiertage nach Absprache) von 20:00 bis 22:00 Uhr in der Sporthalle Röthelheimpark in Erlangen (Lageplan).